Start Geburt Kaiserschnitt oder natürliche Geburt: Was ist besser?

Kaiserschnitt oder natürliche Geburt: Was ist besser?

Vor nichts haben die Menschen so viel Respekt, wie vor der Entstehung neuen Lebens. Mythen ranken sich darum und Schwangere werden von allen Seiten mit Geburtserlebnissen konfrontiert. Weghören! Kurz vor der Geburt Deines Kindes willst Du nicht wissen, wie blutig das bei XY war! Aber Du solltest Dir natürlich rechtzeitig selbst Gedanken darüber machen, wie und wo Dein Kind auf die Welt kommen soll.

Manchmal geht es nicht auf natürlichem Weg

Ein Kaiserschnitt ist eine größere Operation. Die Bauchdecke wird aufgeschnitten, die Gebärmutter auch, das Kind wird heraus gehoben, alles wird wieder zugenäht und muss verheilen. Wie nach jeder Operation bleiben Narben, die Heilung kann kompliziert sein, man fühlt sich schlapp und braucht Erholung. Willst Du Dir das einfach so antun? Es gibt natürlich Gründe, die für einen Kaiserschnitt sprechen:

  • Das Kind liegt verkehrt herum und findet so wahrscheinlich nicht alleine den Weg nach draußen.
  • Es gibt mehr als nur ein Kind.
  • Die letzte Geburt war schon ein Kaiserschnitt (Narben tendieren dazu, unter Belastung aufzureißen).
  • Es gibt eine medizinische Indikation, eine Erkrankung der Mutter oder des Kindes.

Allerdings gibt es auch einige Gründe, die auf keinen Fall für einen Kaiserschnitt sprechen, auch wenn sie sich (wie alle Gerüchte) ganz hartnäckig halten:

  • Ein Kaiserschnitt ist weniger schmerzhaft aufgrund der Narkose. Das ist Unfug, denn die Narkose wirkt nicht vier Wochen lang, bis die Wunde komplett verheilt ist.
  • Ein Kaiserschnitt hinterlässt weniger Narben. Das ist falsch – die Narben sitzen nur an anderer Stelle. Abgesehen davon verläuft eine natürliche Geburt oft genug ganz ohne Verletzungen.
  • Ein Kaiserschnitt birgt weniger Risiken für Mutter und Kind. Falsch, denn eine Operationswunde kann sich leicht infizieren, von ganz anderen Risiken abgesehen.
  • Ein Kaiserschnitt ist schonender für das Kind. Nein, denn das Kind braucht den Stress der Geburt, um sich gesund entwickeln zu können.
  • Ein Kaiserschnitt schont die Mutter. Nein, denn die Mutter wird operiert und muss sich danach mit Wundheilung, Blutverlust, Nebenwirkungen herumschlagen.

Was passiert bei einer natürlichen Geburt eigentlich?

Bei der Geburt werden vom Kind Hormone freigesetzt, die bei der Mutter Wehen auslösen – die Gebärmutter zieht sich rhythmisch zusammen, der Muttermund dehnt sich, das Kind wird nach draußen gedrückt. Dabei wird es ganz kräftig massiert, denn der Geburtskanal ist eng. Das presst das Fruchtwasser aus den Lungen, so dass sie zum Atmen frei werden. Es regt die Durchblutung an, stimuliert die Muskulatur des Kindes und massiert den Verdauungstrakt, der seine Arbeit jetzt gewissenhaft tut.

Gleichzeitig werden bei der Mutter Stresshormone freigesetzt, die sie zu Höchstform auflaufen lassen: Sie hilft aktiv mit, das Kind auf die Welt zu bringen, und kann den Schmerz ganz gut ertragen. Adrenalin ist ein ganz gutes Schmerzmittel, das die Natur uns mitgegeben hat. Allerdings kriegt das Kind bei der Geburt über die Nabelschnur den ganzen Hormoncocktail mit. Das beschleunigt den Herzschlag, macht das Kind unempfindlicher gegen Schmerz, regt die Muskulatur an (wichtig für die Atmung).

Warum ist das alles nun so wichtig für das Kind?

Wenn das Fruchtwasser aus den Lungen gepresst wird, ist Platz für Luft. Wenn der Verdauungstrakt tüchtig arbeitet, kommt der erste Hunger auf Muttermilch schnell, der Stoffwechsel wird angeregt. Wenn die Muskulatur massiert wird, wird der ganze Körper besser durchblutet. Der Hormoncocktail ist gut, weil er dem Kind alles gibt, was es braucht, um die ersten Minuten heile zu überstehen. Die Augen sind lichtempfindlich und werden bei der Geburt mit Tageslicht (beim Kaiserschnitt mit OP-Licht) konfrontiert. Das tut weh. Die Haut ist an Wasser in Körpertemperatur gewöhnt, sie wird jetzt mit kühlerer Luft und Stofftüchern, Kunststoffunterlagen, Metallwagen und Papier konfrontiert. Das tut auch weh.

Also kein Kind nach Terminplan?

Besser nicht! Wenn Du die Möglichkeit hast, solltest Du die Geburt Deines Babys wach und aktiv erleben, ihm auf die Welt helfen und es genießen, diesem kleinen Menschen soviel Gutes mitgeben zu können. Der Kaiserschnitt kann medizinisch sinnvoll sein, Lifestyle ist er nicht.

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